Vorwort
Eine lückenlose Geschichte der Nideggener Feuerwehr zu schreiben, ist nicht beabsichtigt, und nicht möglich. 100 Jahre Geschichte mit allen Ereignissen in dieser Zeit würde den Rahmen einer jeden Festschrift sprengen. Manche schicksalsschweren Jahre liegen zwischen den Anfängen des Brandschutzes in Nideggen und der Gegenwart, zwischen der Zeit des damaligen Kaiserreiches, der geschichtlichen Entwicklung unseres Landes bis hin zu unserer Zeit, in der die technische Entwicklung den Lebensraum prägt. An den Anfang unserer Betrachtungen stellen wir den Wahlspruch der Feuerwehr
,,Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr".
Es galt damals vor 100 Jahren genau wie heute, und - wir wollen es hoffen - er soll auch in den kommenden Jahrzehnten den selbstlosen Einsatz für den Nächsten kennzeichnen., wenngleich die heutige Jugend den Sinn dieses Wahlspruches kaum mehr versteht.
Gestern, heute und morgen, zum wohl der Bürger.
Vor 1900
Die erste Zeitungsberichte über eine vergleichbare Feuerwehrtätigkeit liegt uns aus dem Jahr 1877 vor, hier kam es am 17. November zum Brand in einer Schreinerei in der Zülpicher Straße, der durch die Bürger selbst gelöscht wurde. Im Jahr 1877 sollen gleich vier Wohnhäuser abgebrannt sein. Im Jahr 1886 kam es durch einen Fehler in der Rathausuhr die mit der dortigen Brandglocke verbunden war zu einem Fehlalarm. Im Jahr 1887 brannte der Dachstuhl eines „Spezereigeschäfts" in der Brandenbergstraße ab.
Ab 1900
Der Gemeindevorstand von Nideggen, so berichtet ein altes Protokollbuch aus jener Zeit, erließ am 9. Oktober 1900 ,,Statuten der Freiwilligen Feuerwehr zu Nideggen". Von da an wurden über die Tätigkeiten der Feuerwehr genaue Aufzeichnungen geführt, die allerdings heute nicht mehr vollständig zur Verfügung stehen. Wir laden Sie ein, mit uns gemeinsam in jenem Buch zu blättern, dessen Inhalt die einzigen Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit enthalten. Einer Regierungsverordnung entsprechend, so wird berichtet, hat sich am 1. Oktober 1900 ein Verein unter dem Namen ,,Freiwillige Feuerwehr zu Nideggen" gebildet, der den Zweck hat - so berichtet der Chronist -,,Durch geordnetes Zusammenwirken bei Feuersgefahr Leben und Eigentum der Mitbrüder nach Möglichkeit zu schützen." Diese Hilfeleistung soll nicht nur bei Bränden innerhalb des Ortsbezirkes, sondern auch bei auswärtigen Bränden nach Maßgabe der Vorschrift in § 5 der Bezirks-Polizei-Verordnung vom 28. März 1900 erfolgen." Aus aktiven und inaktiven Mitgliedern bestand die Feuerwehr. Die einen übten bei Schulung und Bränden ihre Tätigkeit aus, die anderen mussten mindestens einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Förderung der Zwecke der Feuerwehr entrichten. Der Vorstand, alle 6 Jahre gewählt, setzte sich zusammen aus dem ,,Bürgermeister als Chef, dem Gemeindevorsteher, dem Branddirektor und dessen Stellvertreter, dem Führer der Kompanie, dem Schriftwart und dem Kassenwart". Dem Bürgermeister als Chef war die Feuerwehr unterstellt. Das gesamte Finanzwesen lag damals ausschließlich in der Eigenzuständigkeit der Feuerwehr. Die Ausgaben bestanden in Kosten der Verwaltung, der Anschaffung von Uniformen und Ausrüstungsstücken sowie der vorbehaltenen Vergütung für außerordentliche Leistungen. Die Einnahmen kamen aus den Beiträgen der Inaktiven, den Zuschüssen der Gemeindekasse, den Zuschüssen der Feuersoderäten und derjenigen Personen, welche durch die Wehr vor weiterem Schaden behütet werden. So lesen wir es in § 10 der gegebenen Statuten. Wir blättern weiter in jenen Aufzeichnungen und sehen, dass die aktive Wehr aus einer Spritzenkompanie sowie Rettungs- und Ordnungsmannschaften bis zur Stärke von 50 Mann bestand. Streng militärisch war der Aufbau. Die Kompanie hatte einen Führer, die Steiger einen Obersteiger, er stand unter dem Kompanieführer. Jede Kompanie hatte ihren Spritzenmeister. Der ,,Chef" war der oberste Vorgesetzte, ihm folgten der Gemeindevorsteher, der Branddirektor, dessen Stellvertreter und die Abteilungsführer. Alle Ausrüstungsgegenstände und Uniformen waren Eigentum der Gemeinde, auch eigene Uniformen, die nur durch den Vorstand bezogen werden konnten, fielen bei Austritt der Wehr zu. Als Brandsignal galten die Kirchenglocken und die Signalhörner, sowie die Glocke auf dem Rathaus. Neunzehntel der aktiven Mitglieder, so lesen wir, konnten mit Zweidrittelmehrheit über die Auflösung der Wehr beschließen - nun - in 100 Jahren ist dies nur einmal vorgekommen.
Ab 1901
Am 12. August 1901 fand die erste Monatsgeneralversammlung statt. Die Niederschrift über die Versammlung wurde unterzeichnet von Branddirektor Müller, seinem Stellvertreter Offermann, dem Kompanieführer Winter, dem Obersteiger Heinen, dem Kassenwart Kreuer und dem Schriftführer Viethen. Namen, an die sich nur wenige ältere Einwohner noch erinnern können, die jedoch auch heute in den Reihen der Wehr auftauchen. Schon damals veranstaltete die Feuerwehr die örtliche Kirmes. In jener Generalversammlung erhielt Herr lgnaz Winter den Ausschank für 100 Mark, während eine Aachener Musikkapelle für insgesamt l8O Mark während der ganzen Kirmes zum Tanz aufspielte. Preise waren das, in jener ,,schönen alten Zeit". ,,Mitglieder der Wehr", so steht geschrieben, ,,werden am Sonntagnachmittag Tanzgroschen bezahlen, haben außerdem sämtliche Bälle mit einer Dame frei." Nichtmitglieder und Fremde hatten je Festball 50 Pfennig Eintritt zu entrichten, hinzu kam der Groschen für jeden Tanz. Das Zelt stellte die Feuerwehr auf dem Marktplatz auf, so berichtet der Chronist. Man war damals sehr rücksichtsvoll, der Kompanieführer und der Kassenwart wurden gewählt, ,,für die Erlaubnisnachsuchung betreffend der Nachbarn auf dem Marktplatz". Und die Kirmes brachte der Feuerwehr noch Gewinn! So der Chronist: ,,Abrechnung von der diesjährigen Kirmes, wo ein Überschuss blieb von 67 Mark . Im gleichen Jahr wurde die Anschaffung eines Schlauchwagens besprochen. Man beschloss, eine Lotterie zu spielen und verteilte, für den Fall, dass ein Gewinn erzielt wird, diesen mit 10 Prozent für die Feuerwehrkasse, 5 Prozent sollten für ,,eintretende besondere Festlichkeiten" zurückgelegt werden, der Rest an die aktiven Mitglieder verteilt. Es wurde je ein Los gekauft vom ,,Roten Kreuz" und ,,Nürnberger-HerzJesu-Kirchenlotterie". Am 10.10.1901 wird die Feuerwehr Nideggen als solche durch den Regierungspräsidenten in Aachen anerkannt.
Ab 1903
Über einen Gewinn bei der Lotterie wird nicht berichtet, die Feuerwehr hatte wohl kein Glück, da im Januar 1903 die Chronik eine Restschuld von 409 Mark und 60 Pfennig feststellte. Trotz dieser Schuld wurde der Schlauchwagen bei dem Wehrmitglied Winter zum Preise von 70 Mark - vorbehaltlich der Genehmigung des Gemeinderates bestellt. Am 21.02. des Jahres 1903 kam es zur Brandkatastrophe in Hürtgen. Dort fielen von 115 geschlossen zusammenliegenden Wohnhäusern insgesamt 84 in Schutt und Asche, unter anderem auch Kirche und Schule. Die Feuerwehr Nideggen eilt durch den riesigen Feuerschein alarmiert zur Hilfe, und wird später wohl auch zur Eingrenzung eines Waldbrandes, der durch den Funkenflug entstand, eingesetzt Am 27. Mai 1903 nahm die Feuerwehr an dem Einweihungsfest der Burg Nideggen teil. Gefeiert wurde viel in jener Zeit. Die Damen von Nideggen, so steht geschrieben, waren auserwählt, das Festzeit zu schmücken. Dafür wurden sie am Sonntag nach der Kirmes zum Kaffeekränzchen eingeladen - ,,nach altem Brauch", so schreibt der Chronist. Aber auch harte Worte sind wohl gefallen, so die Tagesordnung einer Monatsversammlung: § 1 Mahnung und Warnung des Branddirektors betreffend dem inneren und äußeren Dienst sowie Zusammenhalt und Eintracht der hiesigen Wehr. Was für Mahnungen und Warnungen es waren, ist uns nicht erhalten geblieben. Wir wollen annehmen, dass sie geholfen haben. In dieser Beziehung haben sich jedenfalls die Zeiten nicht geändert. Die Vollversammlung beschloss, für einen Brand am 2. September 1903 in Berg, bei dem zwei Wohnhäuser und Scheune mit Stallungen abbrennen einen Antrag auf Entschädigung an den Bürgermeister Latz zu stellen und ebenfalls an das Bürgermeisteramt Nideggen wegen eines Brandes, der das Gut Kirschbaum in Schutt und Asche legte, im gleichen Monat. 1904 spielte die Wehr nochmals Lotterie. Die Vollversammlung genehmigte den Kauf eines Loses der Freiburger Lotterie für 3 Mark und 60 Pfennig. Obwohl gleichzeitig, für den Fall eines Gewinnes, dieser bereits nach dem bekannten Schlüssel verteilt wurde, war Fortuna der Wehr nicht hold, sonst hätte es der Chronist wohl erwähnt. Am 20.09.1904 kommt es zu einem Waldbrand im Jungholz welcher durch die Feuerwehr und die Bevölkerung bekämpft wird. 1906 kaufte die Wehr Schläuche. Schließlich hatte Nideggen seit Ende 1903 eine eigene Wasserversorgung (1913 erst in Rath), die eine intensive Brandbekämpfung möglich machte. Am 30.12..1906 brennt Gut Neuenhof in Zerkall, trotz der großen Entfernung und der schlechten Zufahrtsmöglichkeit kann die Feuerwehr Nideggen den Viehbestand retten, und wird lobenswert erwähnt. Wie sich später herausstellte war der Brand gegen 22:00 Uhr ausgebrochen, die Feuerwehr aber erst gegen 00:00 Uhr alarmiert worden. Am 04.04.1907 kommt es zu einem Waldbrand am Bahnhof in Blens, die Feuerwehr Nideggen ist im Einsatz. Am 30.10.1910 findet die Gründungsversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes statt, die Feuerwehr Nideggen ist als Gründungsmitglied anwesend.
1911
Am 04.09.1911 kommt es im Waldgebiet Mausauel zu einem Waldbrand, 75 Morgen Heide und Lohschlag brennen, die Feuerwehren Nideggen, Drove und Kreuzau sowie Düren sind im Einsatz. Einen ihrer größten Schicksalsschläge hatte die Wehr hinnehmen müssen. Der Feuerwehrmann Heinrich Düster fand 1911 bei einem Waldbrand im Jungholz am 9. September in den Flammen den Tod. Nachdem ein Windstoß einen Wipfelbrand verursachte raste eine Feuerwalze über die Einsatzkräfte hinweg. Heinrich Düster schafft es nicht mehr sich in Sicherheit zu bringen. Am 12.09. wir Heinrich Düster unter großer Anteilnahme vieler Feuerwehren beigesetzt. Durch ein eigens gegründetes Komitee wird am 27.10. beschlossen auf dem Friedhof ein Gedenkkreuz aus Stein, und an der Unfallstelle ein Gedenkkreuz aus Eisen aufzustellen. Am 04.12. wird das eiserne Kreuz aufgestellt, der Eifelverein sorgt für das anlegen eines Weges der zur Unglückstelle führt. Das Kreuz kann heute noch besichtigt werden. Am 21. 04.1912 erfolgt die offizielle Einweihung des Gedenkkreuzes mit einer großen Feier. ( Siehe auch Zeitungsbericht ) Jeden ersten Sonntag im Monat fanden Übungen statt. Um 5 Uhr in der Früh wurde begonnen, welch harte Sitten.
Ab 1912
1912 wurde ein Gerätewagen beschafft, und beschlossen, eine Sanitätskolonne zu gründen. Im Neuerbauten Saal des Ratskellers hielt die Wehr 1913 die Kirmes. Es war die letzte Kirmes vor dem ersten Weltkrieg. Der 3. Kreisfeuerwehr - Verbandstag findet am 01.07.1913 im Wappensaal der Burg Nideggen statt. Am 11.01.1914 erhält Brandmeister Müller das Erinnerungszeichen für Verdienste um das Feuerlöschwesen. Am 09.11.1919 brennen die Hintergebäude von 3 Wohnhäusern in der Zülpicher Str. Die Wohnhäuser selber können gerettet werden. Hilfe leisten auch britische Soldaten, die in Nideggen stationiert sind und die Feuerwehr aus Zerkall.
Ab 1920
Am 10.08.1920 kommt es zu einem Brand in der Werkstatt des Dachdeckers Bachem, obwohl die Feuerwehr rasch zur Stelle ist wird sie mit Beschimpfungen empfangen, der Oberbrandmeister Müller wird sogar tätlich angegriffen. Die Sache wurde gerichtlich weiter verfolgt. Im November 1923 Brand mehrerer Gehöfte in Thum, die Feuerwehren aus Nideggen, Drove, Kreuzau, Berg-Thuir und Froitzheim sind im Einsatz. Ab 1925 gibt es wohl keinen Branddirektor mehr, Brandmeister Hallmans und sein Stellvertreter Triesch haben die Niederschriften unterzeichnet. Wiederum Kirmes mit Ehrungen verdienter Männer der Wehr. Bürgermeister Höver überreichte Diplome. Sogar ein Ehrenzeichen für 40jährige Dienstzeit gab es - nun - wir wollen zugute halten, dass man vielleicht besondere Verdienste vor der Gründung der Wehr mit einbezog. Um einen Tambourmajorstab muss es einen Streit gegeben haben. Die Eintragungen besagen, dass der Streit zwischen Feuerwehr und Trommler- und Pfeifercorps Nideggen über die gestifteten 5 Mark für den Tambourmajorstab durch Verzicht von Herrn Josef Faust geregelt wurde.
Ab 1926
1926 - anlässlich der Wiedererhebung der Stadt Nideggen wurde beschlossen, in Paradeuniform am Festzug und Kirchgang teilzunehmen. Als die Eifelrennen 1924 bis 1926 vor dem Bau des Nürburgringes in Nideggen gestartet wurden, war es die Feuerwehr, die umfangreiche Absperrungs- und Sicherungsmaßnahmen durchführte. Im Oktober 1926 tritt eine Wende ein. Die Wehr wurde ,,aufgrund der Vorkommnisse vom 3. Oktober 1926 durch geheime Abstimmung am 10.Oktober als aufgehoben erklärt", so der Chronist. Was war am 3. Oktober? Die Wehr hielt die Jahresschlussübung mit anschließendem Tanz ab. Die Vorkommnisse sind nicht aufgezeichnet. Sie müssen schon bedeutend gewesen sein! Auch die Vorstandssitzung des Kreisfeuerwehrverbandes fand in Nideggen statt ! Schon sieben Tage danach wurde eine neue Wehr gegründet. Gemeindevorsteher Josef Baur leitete diese Versammlung. Sein Bruder Hugo Baur wurde später zum Oberbrandmeister gewählt. 29 Männer der Gemeinde fanden sich zu dieser Gründungsversammlung ein. Der gute kameradschaftliche Verlauf fand allgemeinen Beifall, und es steht geschrieben,...,, dass nach einem dreifachen ,,Gut Schlauch" eine Runde Bier des Gemeindevorstehers mit Beifall aufgenommen wurde". Wie konnte es auch anders sein. Die Mitgliederzahl stieg auf 52. Es wurde je ein Löschzug in Nideggen und den Ortsteilen Brück und Rath gebildet. Die Rather erhielten zunächst nur Arbeitsanzüge. Geübt wurde getrennt. Das Gerätehaus hinter dem Rathaus und auch die Geräte befanden sich in einem schlechten Zustand. Lesen wir den Geschäftsbericht des Jahres 1927: ,,Nach der Auflösung der früheren Wehr bildete sich nach einem Aufruf am 17.10.1926 die jetzige Wehr, um ein Fortbestehen der im Jahre 1900 gebildeten Freiwilligen Feuerwehr zu sichern. Die Zahl der Anmeldungen ermöglichte es, zwei Löschzüge zu bilden ... Die satzungsmäßigen Übungen wurden abgehalten. Die Wehr hat es sich vor allen Dingen angelegen sein lassen, das Gerätehaus, welches sich in einem direkt unwürdigen Zustand befand, sowie auch die Geräte gründlich instand zu setzen. Dankend muss hervorgehoben werden, dass die Gemeindevertretung entsprechende Mittel für diese lnstandsetzungen zur Verfügung stellte. Das Gerätehaus darf heute mit dem Gerät als eine Zierde bezeichnet werden und kann im Brandfalle die Gewähr für eine wirksame Bekämpfung hinsichtlich der Geräte gegeben werden. Allerdings fehlen noch mehrere Schläuche, die in diesem Jahr beschafft werden sollen. 2 Führeranzüge sowie 10 Arbeitsröcke wurden beschafft. Bezüglich der Übungen muss mit Bedauern festgestellt werden, dass solche recht schwach besucht werden. An dieser Stelle sei den Wehrleuten nochmals die erste Pflicht nahegelegt, die Übungen doch regelmäßig mitzumachen, damit auch die Gewähr für eine wirksame Feuerbekämpfung hinsichtlich der Feuerwehrleute gegeben ist. Damit setzen sich gerade die Feuerwehrmänner in das Vertrauen der Bürgerschaft und wirkt sich dieses bekanntlich in mannigfacher Weise zu Gunsten der Wehr aus... am 24. Juli 1927 wurde das Gerätehaus, wie auch die Geräte und die Wehrleute selbst, durch den Kreisbrandmeister Bodden besichtigt. Derselbe sprach sich in anerkennender Weise über die Geräte aus, obwohl die kleine Übung recht mäßig ausfiel. Ein Brandfall ist nicht zu verzeichnen. Die Wehr konnte also in dieser Beziehung nicht in Tätigkeit treten. Sie hat sich lediglich, ihrem Beschluss gemäß, nur an einigen Ortsfesten beteiligt und gelegentlich des Jugendtages am 19.6.1927 mehrere Feuerwachen gestellt." Die Wehr wurde aktiver. Regelmäßig werden Übungen abgehalten. Einsätze bei Waldbränden erfolgten. Je Arbeitsstunde erhielt die Wehr 0,70 RM. Die Kassenberichte verzeichnen stets einen guten Bestand.
Ab 1930
Am 06.07.1930 kam es zu einem Brand in Boich bei dem zwei Scheunen nebst Stallungen abbrennen, unter anderem ist auch die Feuerwehr Nideggen im Einsatz. Am 06.06.1931 wird der Kreisfeuerwehrtag in Nideggen abgehalten. 53 Wehren nehmen teil, alleine am Festzug sind 1200 Teilnehmer verzeichnet. 01.06. 1932 - Zimmerbrand Dürener Straße Ecke Zülpicher Straße, die Feuerwehr braucht nicht einzugreifen, da Nachbarn den Brand löschen. 30.06.1932 Waldbrand in der Mausauel. 18.08.1932 Brand eines Heubodens in Rath. 1933 - Oberbrandmeister Baur und Brandmeister Soens treten zurück. Die angeordnete Gleichschaltung der Feuerwehren brachte in der Führung wesentliche Veränderungen. Kurze Zeit danach wurden Baur und Soens wieder in ihr Amt zurückgerufen. Im November 1933 enden die Aufzeichnungen, eine Anzahl Blätter wurden dem Protokollbuch entnommen. Wir wissen nicht, was auf diesen Blättern stand. Vielleicht hielt es der Chronist für zweckmäßig, das Geschehen jener Zeit nicht für die Nachwelt zu erhalten. Am 15.03 1934 wird die Feuerwehr Nideggen „neu gebildet" Als Brandmeister wurde Heinrich Dederath .jun. bestimmt, die Feuerwehr Nideggen bildet den 1. Löschzug, die Gruppen aus Obermaubach und Abenden jeweils einen halben Löschzug. Beim Kreisfeuerwehrverbandstag in Nideggen 1936 war die Feuerwehr vollzählig vertreten. Allerdings nennt man sich nun Feuerlöschpolizei. Im November 1937 erhält die Feuerwehr Nideggen eine von der Provinzial Feuerversicherung finanzierte Kleinmotorspritze vom Typ Goliat I der Fa. Magirus. Mitgeliefert wird ein vollständig geschlossener Transportanhänger. Es bewährte sich in zahllosen Einsätzen, die durch die Kriegsgeschehnisse bedingt waren. Im Zuge der Evakuierung wurde das Fahrzeug von deutschen Truppen mitgenommen. Am 16.10.1939 wird im Ortspolizeibezirk Nideggen zusätzlich eine Pflichtfeuerwehr gebildet da die bestehende Feuerwehr den Brandschutz für die Ortschaften Abenden, Berg-Thuir, Bürvenich, Embken, Juntersdorf, Muldenau, Obermaubach, Schlagstein und Wollersheim nicht sicher stellen kann.
Ab 1940
Am 02.04.1940 kommt es im Waldgebiet Mausauel zu einem Waldbrand, die Feuerwehr Nideggen und 200 Soldaten können das Feuer eindämmen. Am 06.06.1944 fällt der Mausauler Hof einem Brand zum Opfer. Anfang 1946 bildete sich die Feuerwehr erneut. Der Einsatz der Wehr wurde bei den vielen Waldbränden erforderlich, die durch Granaten und Bomben des Krieges verursacht wurden. Die Feuerwehr erhielt bei diesen Einsätzen zusätzliche Lebensmittelkarten. 1949 beschaffte das Amt als Träger des Feuerschutzes ein neues Löschgruppenfahrzeug. Es diente der Wehr von Nideggen ca. 15 Jahre. An seine Stelle kam 1964 ein Löschgruppenfahrzeug mit einem Tankraum von 800 Liter. 1953 erbaute die Stadt Nideggen das Feuerwehrgerätehaus für 58.000,-DM hinter dem Rathaus. Die Ausrüstung ist nun moderner geworden. Bedeutende Geldmittel stellte das Amt bereit. Zuschüsse in beachtlicher Höhe wurden überörtlich gewährt. Die Wehr ist den Erfordernissen entsprechend ausgerüstet, allerdings wird die Zeit bedeutend schnelllebiger, es finden sich kaum noch detaillierte Aufzeichnungen.
Ab 1970
Vom 29. bis 31. August 1970 feierte die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Nideggen ihr 70-jahriges Gründungsfest. Beim 70-Jahre-Jubiläum wird Herr Willi Milz als Amtbürgermeister, Herr Bernhard Dahle als Amtsdirektor und Herr Bertram Boeck als Amtbrandmeister der Jubelwehr ihre Grüße darbringen, Durch das am 2. Dezember 1971 vom Landtag beschlossene Gesetz über die kommunale Neugliederung im Raume Aachen wurde auch die Freiwillige Feuerwehr des Amtes Nideggen mit Wirkung vom 31. Dezember 1971 aufgelöst. An einem Sonntag, dem 19. Dezember 1971, fanden sich Wehrmänner der Gemeinden Bürvenich, Obermaubach, Wollersheim, Embken und Nideggen auf der Burg Nideggen zu einer Abschlussveranstaltung zusammen. Damit endete eine fruchtbare und vor allen Dingen jederzeit vom Geiste guter Kameradschaft geprägte Zusammenarbeit der Amtwehr Nideggen. Mit dem 1. Januar 1972 endete formell auch das Bestehen einer Wehr der Stadt Nideggen, die fortan als Löschzug Teil der Wehr des gesamten neuen Stadtverbandes wurde, in welchem die Ortschaften Wollersheim und Schmidt gleichberechtigte Löschzüge und die Ortschaften Embken, Berg und Abenden je eine Löschgruppe stellten. Nideggen stellte in dieser neuen Gemeinschaft nicht nur eine harmonisch gewachsene und schlagkräftige Wehr im zentralen Ort, sondern darüber hinaus mit Bertram Boeck auch den kommissarischen Leiter der Wehr. Zum Feuerwehrfest am 02.07.1972 wird die neue Standarte der Feuerwehr Nideggen eingeweiht. Aus Altersgründen schied Kamerad Hauptbrandmeister Bertram Boeck am 2. Februar 1973 aus dem aktiven Feuerwehrdienst aus. Viele Kameraden werden sich an die eindrucksvolle Feierstunde auf der Burggaststätte in Nideggen erinnern, in deren Verlauf Bürgermeister Küpper und der beauftragte Stadtdirektor Keldenich die Verdienste unseres Kameraden Bertram Boeck würdigten. Sein Nachfolger, und dies sei mit nicht geringem Stolz vermerkt, stellte wiederum unsere Wehr. Auf Vorschlag sämtlicher Löschgruppen und Löschzüge der neugebildeten Stadt Nideggen und mit Zustimmung des Kreisbrandmeisters wählte der Rat der Stadt Nideggen am 9. Januar 1973 unseren Kameraden Siegfried Dunger zum Leiter der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Nideggen. Jedoch nicht nur Personelle, vielmehr noch strukturelle Veränderungen musste der Chronist aufzeigen, will er den Wandel der Wehr in den letzten Jahren darzustellen versuchen. Abgeschlossen ist z. B. der Wandel vom militärisch geprägten Brandschutzcorps über die vom Gehorsam und der Autorität gekennzeichnete Mannschaft bis zu den heutigen demokratisch gebildeten und geführten, durch Mitverantwortung sich auszeichnenden Gruppen und Züge. Auch die Aufgabenstellung der Wehr hat sich geändert. Berichten die Gründungsstatuten vom 1. Oktober 19OO noch von der ausschließlichen Aufgabe, „durch geordnetes Zusammenwirken bei Feuersgefahr Leben und Eigentum der Mitbürger nach Möglichkeit zu schützen", so ist der Brandschutz heute nur noch ein Teil der Feuerwehr, wenn er ihr auch traditionell ihren Namen verliehen hat. Die Konstruktionen im Bauwesen, moderne Bauverfahren und neue Baustoffe, die enorme Verbreitung Chemiekalischer Stoffe, eine in früheren Jahren nicht gekannte Expansion der Verwendung von Gas, Öl und Kunststoff stellen eine Wehr vor ständig neue Probleme, denen man nur durch permanente Schulung und laufende Ergänzung der technischen Ausrüstung begegnen kann. Vom 26.07.1975 bis 27.07.1975 feiert man das 75 - Jährige bestehen der Feuerwehr Nideggen. Aus diesem Anlas wird eine Funkanlage in den Löschfahrzeugen ihrer Bestimmung übergeben. Löscheinsätze bilden zudem nur ein Bruchteil der Hilfeleistungen, die bei Wassernotständen und Verkehrsunfällen anstehen. Entsprechend hat sich auch die Ausrüstung der Wehr in den letzten Jahren geändert. Ebenfalls wird 1975 die Jugendfeuerwehr Nideggen gegründet. Im Jahr 1976 verzeichnet der Chronist immerhin 46 Aktive Mitglieder. Traditionsgemäß veranstaltet die Feuerwehr bis 1990 die jährliche Kirmes. Vom 31.08.1978 bis zum 04.09.1978 wird die 800 - Jahrfeier Burg Nideggen veranstaltet, auch hier ist die Feuerwehr mit dabei. Ab dem 01.11.1978 richtet der Kreis Düren als Träger des Rettungsdienstes eine ständig besetzte Rettungswache in Nideggen ein. Bis dahin musste man auf einen Rettungswagen aus Düren warten wenn man erkrankte. Da aber keine Unterkunft zur Verfügung stand wurde die Besatzung kurzerhand in das Feuerwehrgerätehaus hinter dem Rathaus einquartiert. Nun stand der Feuerwehr kein Aufenthaltsraum mehr zur Verfügung und der empfindliche Rettungswagen stand zu jeder Jahreszeit vor der Türe. Nach einigen Anstrengungen konnte man aber erreichen das die Stadt Nideggen und der Kreis Düren gemeinsam eine neue Unterkunft am Schulzentrum errichteten, welche am 15. Juli 1981 bezogen werden konnte. Seitdem herrscht eine rege und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Malteser Hilfsdienst und der Feuerwehr. Besondere Einsätze verzeichnet der Chronist nicht.
Ab 1980
Am 24.10.1982 wurde der Feuerwehr Nideggen ein neues Fahrzeug vom Typ LF 16 übergeben welches bis heute seinen Dienst versieht. Der „alte Magirus" fungiert nur noch als Zweitfahrzeug und wird bis 1996 seine Dienst versehen. Am 01.12. 1983 wird Pierre Collinet zum Kreisbrandmeister ernannt, somit steht ein Nideggener Feuerwehrmann an höchster Stelle im Kreis Düren. Am 15.12.1984 fällt der Dachstuhl des Karstadt - Erholungsheims, im Effels einem Brand zum Opfer, der Löschzugführer Matthias Bergs verunglückt bei den Löscharbeiten schwer. Am 16.12.1985 brennt Gut Neuenhof in Zerkall abermals ab, das Vieh kann aber wiederum gerettet werden. Im selben Jahr wird Oberbrandmeister Matthias Bergs aus dem aktiven Feuerwehrdienst verabschiedet. Das Einsatzaufkommen erhöht sich in den laufenden Jahren immer mehr, alle spektakulären Einsätze aufzuzeichnen würde abermals den Rahmen der Festschrift sprengen.
Ab 1990
Im Jahr 1990 findet die letzte Kirmes der Feuerwehr Nideggen statt, da immer mehr Besucher ausbleiben wird in den folgenden Jahren nur noch ein Familienfest auf dem Parkplatz am Zülpicher Tor abgehalten. Im Jahr 1990 wird Stadtbrandmeister Siegfried Dunger zum Kreisbrandmeister berufen, der Nideggener Kreisbrandmeister Piere Collinet war einige Jahre zuvor im Alter von 36 Jahren einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen. Zwischenzeitlich war Anton Mertens aus Jülich Kreisbrandmeister der mit der Ernennung von Siegfried Dunger zum Bezirksbrandmeister aufstieg. Im August 1990 findet das Kreisjugendzeltlager in Nideggen statt, bei wunderbarem Wetter tummeln sich um die Schule herum über 600 Jugendliche aus dem ganzen Kreis Düren. Im Jahr 1991 beschließt der Stadtrat die Umstellung auf die sog. stille Alarmierung, eine weitere Ära neigt sich dem Ende zu. Denn seit einigen Jahren wird die Feuerwehr nicht mehr über die Kirchenglocken alarmiert, sondern über die Luftschutzsirenen. Am Anfang lief der Notruf noch bei einem Feuerwehrmann auf, der dann die Aufgabe hatte den Knopf im Gerätehaus zu betätigen und die Sirene laufen zu lassen. Da dies zu einigen Verzögerungen führte, wurde die Alarmierung später über Funk von der Rettungsleitstelle des Kreises Düren durchgeführt. Aber auch das führte zu Problemen, so zog eine Sirenenalarmierung auch immer einen Riesen Tross an Schaulustigen hinter sich. Schließlich erfolgte die Umstellung auf die Alarmierung über Funkmeldeempfänger ( Piepser ), die heute in einer ausgebauten und modernen digitalen Art in Betrieb sind. Im Jahr 1996 wird das alte Löschfahrzeug LF 16 vom Typ Magirus in den Ruhestand versetzt und durch ein Fahrzeug des Katastrophenschutzes vom Typ LF 16 TS ersetzt. Im Februar des Jahres 2000 wurde eine Neubaustraße in Nideggen nach Antrag der Löschgruppe Nideggen nach ihrem Kameraden Heinrich Düster benannt. Zum Ende der neunziger Jahre müssen wir allerdings feststellen, das die Freiwillige Feuerwehr wie sie vor 100 Jahren gegründet wurde, auf lange Sicht offensichtlich zum Sterben verurteilt ist. Immer größere Einsatzzahlen, immer mehr Ausbildung und immer weniger Bereitschaft einen ehrenamtlichen Dienst zu verrichten wird uns alle zum umdenken zwingen müssen ob eine Freiwillige Feuerwehr in dieser Form bei einem 125 - Jährigen Jubiläum noch existieren wird, wir wünschen uns dies............
Somit schließt sich das Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr zu Nideggen.